Die Weiterfahrt in Richtung Melbourne führte uns an einem winzigen Touristen-Fällchen vorbei, dem Städtchen Tilba

. Dieses gibt es erst seit etwas über 100 Jahren. Aber aus was für Gründen auch immer erhielt sich der Dorfkern über all die Jahre ziemlich genau so, wie die Häuser damals erbaut wurden. Heute ist natürlich alles hübsch getüncht, sauber geputzt und ein Kaffee reiht sich an den nächsten Souvenir-Shop. Sehr hübsch, das alles. Und plötzlich beginnt die Luft zu dröhnen und zu vibrieren und alles stiebt erschrocken auseinander, als unerwartet eine grosse Gruppe Motorradfahrer in das Dorf einfällt.
Sind es die Hells Angels? Viel schwarzes Leder, schwarze Motorräder, Chromstahl, ein paar ganz zwielichte Gestalten. Aber nein, es sind die Loneriders und die halten vor einem Pub auf ein Bier. Wir kommen - wie immer dank Diana, die das einfach drauf hat - mit Roger ins Gespräch. Er ist der älteste und auch der gepflegteste der ganzen Truppe. Interessante Unterhaltung! Auch er liebt das Reisen, ist weltoffen und interessiert. Die Konsequenz davon ist, dass er uns vorschlägt, ihn anzurufen wenn wir am Wochenende noch in Melbourne sind. Nach einer Übernachtung unterwegs kamen wir am nächsten Tag in Melbourne an, gerade rechtzeitig zu einem überwältigenden Rekord: an diesem Tag wurde die höchste Temperatur gemessen, seit diese Aufzeichungen gemacht werden: 46.8°C. Wir suchten uns den Weg zu einem Campingplatz im Nordosten von Melbourne. Bis wir auf unserem Platz - in der prallen Sonne - unseren Camper und das Vorzelt aufstellten, war es schon soweit. Das Vorzelt-Gestänge aus Aluminium konnten wir kaum noch anfassen, nachdem es ganz kurz am Boden in der Sonne gelegen hatte. Als schliesslich das Zelt stand, waren wir hungrig, und Daniel kochte für uns Teigwaren mit einer Blauschimmelkäse-Rahmsauce. Bis die gar waren, war es im Caravan sogar 49.7°C. Danach hingen wir rum wie die Fliegen und ich musste alle 20 Minuten mein T-Shirt nass machen, damit ich es ertragen konnte. Daniel und Diana schienen es eher zu geniessen. Die spinnen, die beiden! Glücklicherweise kühlte es in der Nacht ab, und bei NUR 30°C schliefen wir ganz gut.
Am Samstag, 1. Februar, fand die gay-pride statt, ein Umzug an dem sämtliche schwulen Organisationen und tausende von privaten Personen teilnehmen. Einerseits um der Bevölkerung bewusst zu machen, dass wir - wenn auch eine 'Randgruppe' - doch wirklich viele sind und uns nicht an den 'Rand' drängen lassen. Andererseits um für politische Themen zu demonstrieren. Dieses Jahr war ein Hauptthema, dass schwule Heirat im Staat Victoria endlich gesetzlich zugelassen werden soll. Und viele wollten letztlich einfach nur Spass haben.
Da die anschliessende Party am Strand von politischen Reden eingeleitet wurde, und wir noch was vorhatten, machten wir uns wieder davon, um an einem anderen Ereignis teilzuhaben: Roger Federer war nämlich auch grade in Melbourne, um an Melbourne Open Tennistournier teilzunehmen, und würde heute Abend in der Finalrunde gegen Nadal spielen. Das war vielversprechend und auf dem Federation Square würde das Spiel auf Grossbildschirm life übertragen. Wir quetschten uns in die Menge, hockten uns auf das (ziemlich harte..) Kopfsteinpflaster und genossen den Sonnenuntergang, die Wärme, die tolle Stimmung und schliesslich auch das Spiel. Schade, dass Roger nicht gewann und so 'nur' Zweiter wurde. Aber auch als Nicht-Tennisfan konnte ich erkennen, dass er einfach im Lauf des Spiels an Ausdauer verlor, und Nadal gewann ganz zu Recht.
Ein weiteres Highlight unseres Melbourne-Besuchs war ein Treffen mit Carol aus Kloten, die schon 11 Jahre (oder so?) in Melbourne lebt. Hätte ihre Mutter nicht meiner Mutter ihre Telefonnummer gegeben, wäre das nie zustande gekommen...
Wie vorgeschlagen riefen wir Roger an und das daraus resultierende Treffen war super. Er uns seine Frau Jan leben in einem hübschen Haus, das bezeugt, dass es ihnen nicht schlecht geht. Wir genossen dort einen Aperitif und dann führten sie uns in ein Asiatisches Restaurant, wo wir zu einem leckeren Essen eingeladen wurden. Kaffee gab's dann wieder bei ihnen zuhause und wir unterhielten uns bestens bis spät in die Nacht. Sie bedauerten, dass wir am kommenden Sonntag nicht da wären, da sie dann ihren 40. Hochzeitstag feiern würden und uns gerne eingeladen hätten.
Wir wollen aber eigentlich weiter, durch die Grampians in Richtung Adelaide. Schade.
Aber schliesslich überlegten wir es uns nochmals anders, und fuhren ein Stück 'zurück', südöstlich, in Richtung....
Wilsons Promontory
2. - 6. Feb. 2009
Dieser Nationalpark liegt auf einer Landzunge, die gleichzeitig den südlichsten Punkt der Australischen 'Hauptinsel' bildet. Südlicher liegt also nur noch die Insel Tasmanien. Die Gegend ist wunderschön!
Nach der Hitzewelle in Melbourne fanden wir die kühle Luft vom Meer her sehr angenehm. Allerdings war es auch öfters etwas bewölkt, und dann schon fast kalt. Mit Baden im Meer wurde daher nichts. Das heisst, gewagt habe ich es schon, aber da es grade wieder bewölkt war und der Wind blies, als ich aus dem Wasser stieg, bereute ich es schon bald.
Ein paar ausgedehnte Spaziergänge führten uns an wundervollen An- und Ausblicken vorbei. Hier ein paar Bilder davon.

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